KampfEin junges Paar steht im Mittelpunkt des Stücks „Das Muttermal“. Nicht auf der Bühne, sondern mitten zwischen den Zuschauern lieferten sich Clara (Karin Punitzer) und ihr Schweizer Freund Klotz (Jo Schmitt) in der Kölner Produktion des Inteata einen wort- und bewegungsgewaltigen Beziehungskrieg.

Besetzung 1 Frau, 1 Mann
Bild Dachwohnung einer norddeutschen Grossstadt

«Klotz: Klara, meine Klara»
In einer Dachwohnung einer norddeutschen Grossstadt (bzw. Großstadt) leben Klara, eine junge Deutsche, und Klotz, ein noch nicht alter Schweizer, in mancher Hinsicht auf engem Raum. Immer wieder – ob sie nun über die ideale Stadt New York, über Heiratspläne, Krampfadern, den Schwangerschaftstest, die Schauspielschulaufnahmeprüfung oder über Sex reden – früher oder später schnappt die Sprachfalle zu und stellt sich dem gegenseitiges Verständnis in den Weg. Das leidenschaftlich aufgekratzte Muttermal wird dabei zum blutenden Mahnmal binnengermanischer Beziehungsprobleme. Zum Glück gibt es den Zug nach Zürich und damit die Sehnsucht…
«Klara: Klotz, mein Klotz»

Personen
Klara 25 Jahre alt, Deutsche, blond, blaue Augen spricht reines Hochdeutsch, redet schnell, manchmal sprudelnd
Klotz 30 Jahre alt, Schweizer mit gut bemerkbarem, jedoch nicht penetrantem Akzent. Bemüht sich nicht, «deutsch» zu klingen

Ort
Dachwohnung in einer Norddeutschen Großstadt

Hinweis
Die Sprache wird hier ausgestellt, sie dient nur nebenbei der Entwicklung einer Handlung.

«Das Muttermal» in der vorliegenden Form ist eine gegenüber dem Typoskript des Autors gekürzte Fassung. Der ungekürzte Text kann im «teaterverlag elgg» angefordert werden.

I
Wochenende. Klara im Bett, Klotz kommt mit Kaffee.
Klara Dornröschen schläft. Dornröschen schläft ewig, Dorn¬röschen döst und träumt. Und wenn Dornröschen die Augen aufschlägt, steht der Prinz da und fragt…
Klotz Möchte Dornröschen einen Kaffee trinken?
Klara Und was sagt er noch?
Klotz Es ist zwar Gift drin, aber nur sehr wenig.
Klara Und Dornröschen reibt sich die Augen, streicht sich die Haare aus dem Gesicht und fragt…
Klotz Liebster Prinz, wann heiratest du mich?
Klara Noch an diesem Wochenende?
Klotz Oder erst am nächsten?
Klara Klotz? Heiratest du mich?
Klotz Du klingst so fröhlich.
Klara Ich dachte, du magst keinen deutschen Kaffee. Dorn¬röschen schläft jetzt noch ’ne Runde, die Arme muss ja sonst immer so früh raus. Und dann gehen wir rüber in den Wassermann zum Frühstück, ja?
Klotz Klara, heiratest du mich?
Klara Aber nur zwei Kinder, Klotz. Versprochen? Nur zwei Kinder. Zwei Mädchen. Oder ich steh gleich auf und mache uns ein echt schönes Frühstück. Mit Rührei und Marmelade. Mit Sahne-Joghurt und Trüffelpaté. Natür¬lich mit Schweizerkäse. Und mit jeder Menge frisch gepresstem Apfelsinensaft. Ich schlaf lieber doch noch ’ne Runde. Und du weckst mich, ja?
Klotz am Fenster. Vielleicht geh ich runter in den Hafen.
Klara Wolltest du heute früh schon mit mir schlafen?
Klotz Morgens will ich immer, du aber nie.
Klara Und wenn ich will, kannst du nicht.
Klotz Ich habe einen anderen Kreislauf.
Klara Die einen fühlen sich matt und schwer, die anderen fliegen zum Mond.
Klotz Ich möchte nur bis in den Hafen.
Klara Vielleicht steh ich lieber doch gleich auf.
Klotz Ich träumte, du würdest die Hand ausstrecken und sagen: Klotz, nimm mich! Die Antwort ist «ja».
Klara Dabei begehrst du mich nur, wenn ich mich dir ent¬ziehe.
Klotz Du willst nie.
Klara Mit der Distanz wächst auch das Begehren. Mach doch mal was, das mich beeindruckt.
Klotz Ein Mann muss wie ein Tiger sein, denn nur als Tiger kann er immer Sieger sein.
Klara Du sagst du liebst mich, und denkst, dadurch sei die Sache ein für allemal geritzt, ja? Geiler Schweizer Frühaufsteher. Ich glaube, ich steh auch auf.
Klotz Die einen teilen aus…
Klara …die anderen stecken ein. Hatten wir doch alles schon hundertmal. Grosser Klotz wir hobeln dich.
Klotz Wie oft du mich am letzten Wochenende wieder ange¬logen hast.
Klara Aber heiraten? Klotz?
Klotz Ja, heiraten. Ja, sich vermählen, ehelichen, freien, vereinen, trauen, sich niederlassen und häuslich machen. Seit drei Jahren halte ich Vollidiot um deine Hand an.
Klara Sich niederlassen? Wohl in Zürch?
Klotz Züüüriiich.
Klara Jo? jo, und denn haben wir da in einem Hüsäli mit einem Gärteli ein schönes Betteli mit einem Kindeli und du wärst das Vattärli und ich das Mutterli und wir wären glücklich wie die sieben Zwärgeli hinter den sieben Bärgeli. And no more fucking around…
Klotz Hinten in meinem Rachen spüre ich das Aufglühen des Schmerzes. Nach einem leeren Schluck, kann ich die Galle mit der Zunge kosten. In Zürich gibt es wenigstens richtigen Kaffee. Und Schauspielerin wer¬den kann man dort auch.
Klara Ach, Klotz, Liebling, eine Frau wie ich gehört doch nicht in die brave Schweiz. Sobald ich genug Geld habe, geh ich eh zurück nach New York. Du, Liebling, du könntest ja schon mal Brötchen holen. Ich geh jetzt erst mal auf ’s Klo. Ist ja echt Spitzenwetter heute. Weisst du was? Ich geh erst mal baden und du machst Frühstück, ja. Ist ja nicht viel zu machen. Aber bitte nichts, das die Mäuse angeknabbert haben. Und wenn du Brötchen holst, nicht wieder bloss Schrippen. Auch Semmeln, Mohn- und Sesambrötchen. Ist eigentlich noch Lachsschinken da? Klotz? Findest du, ich sollte mir die Haare färben? Bin ich nicht zu dick? Klotz? Liebst du mich? Heiratest du mich? Findest du meine Familie nett? Bin ich klug? Sind andere Frauen doof? Werde ich berühmt sein? Wirst du eines Tages der reichste Mann der Welt? Hab ich nicht zu dicke Beine? Klotz, hast du schon Brötchen geholt?

II
Traum
Klara Ich möchte einen reichen Mann heiraten, einen Arzt oder einen aus der Industrie, jedenfalls einer, der Geld hat. Ich will nämlich schöne Kleider, zwei Kinder und viel reisen.
Klotz Wie hat es angefangen?
Klara Wie fängt so was an?
Klotz Zuerst wird immer die Zeitung aufgeschlagen.
Klara Das Wortmaterial wird auf das sorgfältigste vor unse¬ren blauen Augen ausgebreitet. Und dann müssen wir uns sammeln. Und deutlich anfangen
Klotz Denn was endet, bevor es begann, hat gar nicht statt¬gefunden.
Klara Wir müssen die Zeichen lesen.
Klotz Für jede Rede einen zündenden Einstieg und einen Schluss mit Aha-Effekt.
Beide hinter aufgeschlagener Zeitung
Klotz Wehe du betrittst meine Welt.
Klara Begegne Dir doch endlich selbst.
Klotz Liebling?
Klara Ja, mein Schatz?
Klotz Du hast auf anderen Hochzeiten getanzt.
Klara Und du hast in einem anderen Obstgarten die schönsten Äpfel aufgehoben.
Klotz Weisst du eigentlich, dass du noch immer unfähig bist, dich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen?
Klara Nie habe ich einen Menschen so geliebt wie dich.
Klotz hinter der Zeitung. Ja?
Klara Findest du, was du suchst?
Klotz Eine Partnerschaft, die mich bereichert.
Klara Sind meine Wünsche unbescheiden? Bin ich nicht gross und schlank? Sind meine Beine nicht makellos? Bin ich etwa kein herrliches Abbild meiner selbst.
Klotz Eine seriöse Bindung von einiger Dauer. Noch hoffen sie fest und ehrlich
Klara Er nimmt seinen Hut vor die Brust, kniet nieder.
Klotz Vorzeigbar, temperamentvoll doch zärtlich, intelligent, aber nicht…
Klotz …intellektuell. Offen, direkt und absolut unabhängig.
Klara Ach Wärme gebender und nehmender, Grenzen setzender und überschreitender, sinnlicher und aufre¬gender Mann. Dich muss es doch geben.
Klotz Du bildhübsche, du schlanke, du natürlich gebliebene Selbstinserentin. Es gibt ihn.
Klara Einfühlsamer, schöner Gefährte.
Klotz Eine starke Persönlichkeit findet ihr Gegenstück.
Klara Liebling, küss mich!
Klotz Prinzessin. Königin. Engel.
Klara Die ungezählten Stunden verpassten Glücks. Klotz, Liebling, lass uns aufholen.
Klotz am Fenster. Der Himmel. Die Stadt. Du.
Klara Wir werden noch so viel voneinander haben.
Klotz Meine Klara.
Klara Mein Klotz.
Klotz Bitte rühr dich nicht.
Klara Der Blick über die Dächer.
Klotz Schau!
Klara Die Möwe.
Klotz Die Möwe Jonathan.
Klara Liebling, hast du wieder ein Brot hinaus gelegt?
Klotz Schau Die andern kommen auch.
Klara Der ganze Schwarm.
Klotz Ohne Köder läuft da nichts.
Klara Kannst du eine haben, kannst du alle haben. Liebling, halt mich fest.
Klotz Meine Partnerin.
Klara Genau wie im Horoskop.
Klotz Jonathan

III
Alltag. Früher Nachmittag. Klara kommt von der Arbeit. Klotz am Tisch.
Klara Warst du überhaupt weg oder haben wir bloss den ganzen Tag in die Glotze gestarrt? Draussen ist Smog-Alarm. Bei der Scheisskälte heizen die Leute wie die Verrückten. Und hier stinkt ’s. Wo ist die Flasche, die hier stand? Blumen brauchen Wasser.
Klotz hustet.
Klara In welchem Stadium befindet sich dein Lungenkrebs eigentlich? Oder wird das auserwählte Volk der Schweizer auch von so was verschont?
Klotz hustet.
Klara zurück mit Flasche, giesst Pflanzen. Hier stinkts wirklich. Aber draussen auch. Du könntest trotzdem weniger rauchen. Du weisst doch, dass ich Sprech¬übungen machen muss. Wo bleiben eigentlich die Fallen? Du wolltest doch Mäusefallen besorgen. Die Dreckviecher-Ekelpakete waren wieder auf dem Kühlschrank. Hat meine Mutter angerufen?
Klotz hustet. Ja, hat sie.
Klara Du hattest übrigens Unrecht. Frau Schollenburg macht keinen Mittagsschlaf. Sie hat mir geraten, früh zu Bett zu gehen. Ich bin nun aber mal ein Nachtmensch. Sie hat mir auch geraten, möglichst bald zu heiraten. Ich sei keine Putzfrau. Ich habe ihr auch gesagt, am Sonnabend heiratet erst einmal mein Bruderherz. Dann hat sie wieder endlos über die Torten gequasselt. Beim Frühstück gab sie mir einen Teil der Bildzeitung. Für sie sind alle Frauen im Laden «Torten». Und dann war da so ein Typ, der hat mich von ganz oben herab angestarrt. Eher so ein Student im Praktikum. Tat mir jedenfalls echt weh, wie der mich so von weit oben herab anstarrte. Lange mach ich diesen Scheiss-Job auch nicht mehr. Wirklich nicht. Frau Schollenburg ist ja nett, die hat auch was. Meinst du, ich sollte sie nochmals umtopfen? Das ist unsere Pflanze, weisst du das? Manchmal fallen Blätter ab. Störe ich dich etwa? Setzt sich Klotz auf den Schoss. Ich lege mich ja auch gleich hin und lese meinen Krimi weiter. Gleich wird der Mörder gefasst. Ich will nur verhüten, dass du dir übergangen vorkommst. Streift Pullover über Schul¬ter. Da auf dem Rücken muss ein Riesenpickel sein. Kannst du mal? Ja, gut. So, das war unsere Knutsch¬stunde. Stört es dich, wenn ich hier lese?
Klotz Ja.
Klara Ja, wirklich?
Klotz Ja, wirklich.
Klara Dann lebwohl Liebling. Geht ab, kommt aber gleich zurück. Eigentlich kann ich dich gar nicht stören, wenn ich hier liege.
Klotz hustet kopfschüttelnd.
Klara Bist du mir böse, wenn ich mich ausziehe und noch mal kurz schlafen lege?
Klotz Ich wollte eigentlich alleine sein.
Klara Also hör mal, ich meine, ich bin um halb fünf aufgestanden. Um halb sechs habe ich schon mit der ollen Frau Schollenburg Büros geputzt.
Klotz Weiss ich doch.
Klara Eben.
Klotz Eben.
Klara Glaub bloss nicht, ich wolle dich anmachen.
Klotz Tust du aber.
Klara Ich will nicht, dass du auf mich böse bist.
Klotz steht auf. Bin ich nicht.
Klara Gibst du mir auch einen Zug?
Klotz Nimm dir doch selbst.
Klara Es ist aber die letzte. Hast du Feuer? Danke.
Klotz Anytime.
Klara Falls du rausgehst, um Bier zu holen, bringst du auch eins für mich? Aber nicht zu kalt. Blättert im Krimi. Und einen Aschenbecher! Pause. Bitte! Liest.
Klotz kommt mit Bier. Du sollst bitte heute noch deine Mutter anrufen.
Klara Wolltest du dich nicht um eine Wohnung kümmern?
Klotz Wenn ich länger bleibe. Tritt ans Fenster. Der Him¬mel ist wirklich wie Suppe. Den Fernsehturm sieht man nicht mehr. Wahnsinn.
Klara Ist meine Mutter aufgeregt, wegen der Hochzeit?
Klotz Da drüben steht einer und guckt raus.
Klara Und was tust du?
Klotz Ich gucke auch raus.
Klara Du guckst zu, wie er rausguckt?
Klotz Ich gucke, wie er guckt. Genau.
Klara Dein Leben. Spannend. Geh doch mal rüber. Vielleicht könnt ihr zusammen rausgucken.
Klotz Du könntest von hier zugucken.
Klara Wie ihr rausguckt?
Klotz Wie wir dir zugucken.
Klara Wie ich gucke?
Klotz Wie du uns zuguckst.
Klara Aber ich gucke euch nicht zu. Hast du denn überhaupt nach der Wohnung geguckt.
Klotz Die Maklerin verlangt ein Vermögen.
Klara Du findest nie eine Wohnung.
Klotz Wenn wir uns nicht streiten, ist alles langweilig. Dreht sich um sich selbst.
Klara Wenn Harry wieder kommt, dann nur um uns zu töten. Klappt Buch zu. Sie haben den Mörder gefasst. Blät¬tert in Zeitschriften, schlägt Zeitung auf. Hast du meiner Mutter gesagt, dass ich arbeite?
Klotz Hat aber kaum zugehört.
Klara Die labbert blind quer durch die Republik. Einmal musste ich dringend aufs Klo und hab den Hörer auf den Tisch gelegt, die hat das nicht bemerkt. Heute startet wieder eine Raumfähre ins All, mit einer Frau an Bord. Morgen früh 5 h 30 werden im Hafen für den Bereich Kaffee und Zucker 500 zusätzliche Leute ein¬gestellt. Arbeitsschuhe, Arbeitskleidung und Arbeits¬papiere sind mitzubringen. Hast du gehört?
Klotz Was?
Klara Ach, ist egal. Im Movie läuft eine Marylin Monroe Retrospektive. «Some like it hot.» Eine Land-WG sucht Mitbewohnerin. Bist du nicht. Aber hier, WG in Reinbek hat zwei schöne Zimmer. Je schlappe 325 Mark inklusive. Vielleicht eins für dich. Wieder frei zum ersten März, Hopplahopp zur S-Bahn, Schwupp¬diwupp zum Hauptbahnhof und ratzfatz im Sachsen¬wald, Ruckzuck ans Telefon. Willst du die Nummer?
Klotz Danke nein.
Klara Wäre ich bloss in New York geblieben. Könntest du mir ein Bad einlassen?
Klotz Diese Verkrampfung in mir.
Klara No, the lady should never have left New York. Ich hasse mich. Verdammte Kacke. Klotz Ich will einen reichen Mann heiraten. All my life has been a long slow knife. Klotz? Die Küche war voller Mäusekacke. Du hättest ruhig fegen können, echt.
Klotz aus dem Bad. Ich habe gewischt.
Klara Schon nur diese Sprache. Mein Gott Klotz! «Ich habe gewischt». Ist das überhaupt eine Sprache. «Ich habe gewischt». Was wir glätten wird gebügelt. So ein Wort. «Gebügelt». Sagt doch schon alles über ein Volk. Dann bestellen sie in den Kneipen Stangen. Du fragtest mich einmal vor allen Leuten, ob ich deine Stange halten könnte. Mir ist das Blut in den Kopf geschossen. Klotz! Chrrdrgrckckrudgrckrbr! Schon nur deine Familie. Das hat mir gereicht. Grüäzi, grüäzi, weit dr äs Güäzi? Nein, Klotz, schrecklich. Weisst du noch, als du mich zum picknicken überreden wolltest? Erst dachte ich, mein Gott, was ist denn das Obszönes, hat wohl was mit necking und petting zu tun. Kein Wunder, man bezahlt bei euch auch noch Sackgebühr! Klotz öffnet Fenster. Kannst du mir mal sagen, wozu du dieses Fenster öffnest?
Klotz Der Nebel hob sich nicht, vor meinen Augen lag keine Insel. Du wirst als Schauspielerin Erfolg haben. Und sonst wirst du Künstlerin oder Journalistin.
Klara Ach Klotz, Liebling.
Klotz Du bist ein verbales Wunder.
Klara Bloss weil ihr Schweizer alle eine schwere Zunge habt.
Klotz Ich liebe es, dir zuzuhören. Wie du auflebst, wenn du redest. Ich beneide dich.
Klara Don’t give me that bullshit. Ich weiss ja, dass ich ein Versager bin. Die Paula, die findest du gut. Gib ’s zu! Die sei so fleissig, so lebendig, so kreativ. Das hast du gesagt. So genial
Klotz Das ist doch deine Freundin.
Klara Ich bin doch die doofe Ziege, die sich morgens um halb sechs mit der ollen Schollenburg trifft und bei einer verdammten Exportfirma Abfalleimer leert und wie bescheuert anderen den Dreck wegputzt. Aber ich will auch kreativ sein! Ich möcht doch nur, dass über mich mal jemand sagt, ich sei genial oder kreativ.
Klotz Hey Baby. You are going to be one fucking hell of a fucking son of a bitch much more fucking famous than even fucking Marylin Monroe. Ich bin doch hier und bewundere dich. Komm, du gehst jetzt baden, und dann gehen wir ins Kino.
Klara Wenn ich bloss nicht schwanger bin. Mir ist so übel. Ich bin so total Fertig. Guck mich nicht so an. Wäre ich bloss in New York geblieben. Ich meine, in New York, da hatte ich noch was drauf, da war auch ich noch lebendig! Ja, ich war auch mal lebendig. Und hübsch war ich… Wenn ich bloss kein Aids habe. Klotz, mein Gott, jetzt noch Aids. Nein. Nein.
Klotz im Türrahmen stehend. In meiner Familie sagt niemand «grüäzi». «Güäzi» schon. Das sagten sie auch von dir. «Was isch de das für nes Güäzi?» Das kann aber auch ein Kompliment sein.
Klara Seit Tagen leide ich an Gliederschmerzen. Ein klar erkanntes Symptom.
Klotz Vom Putzen, weil du es nicht gewohnt bist, körperlich.
Klara Und hübsch bin ich auch nicht mehr. Mein Hintern ist einfach viel zu dick, viel zu dick. Ich habe mich doch im Spiegel gesehen. Bin ich erschrocken. Und dann diese Krampfadern, echt toll, echt Spitze! Krampfadern wie ein Pferd. Das erinnert mich so an meine Mama. Die hatte auch so eine riesige Scheibe mit einem Schlitz drin. Sag mal, kannst du mir vielleicht für morgen 50 Mark leihen? Können es auch hundert sein? Seifst du mir dann den Rücken ein?

Für das ganze Stück:

Das Aufführungsrecht erteilt der teaterverlag elgg, CH – 3123 Belp.
Telefon +41 (0)31 819 42 09 und Telefax +41 (0)31 819 89 21.

www.theaterverlage.ch / information@theaterverlage.ch