Die Kuh und der Bauer
©Pénélope Henriod
Die Kuh und der Bauer

Fertig Schnätz  (On liquide)
Übersetzung aus dem Französischen ins ländliche Berndeutsch: Beat Sterchi

Anmerkung des Autors Antoine Jaccoud

Was ich einfach gerne einmal auf der Bühne gesehen hätte, das ist diese so besondere Art wie hier auf dem Land die Soldatenmütze der Schweizer Armee getragen wird. Natürlich kann das auch eine Schildmütze mit der Aufschrift Landi oder Provimi oder Credit Suisse sein. Dann wollte ich diese so unverzichtbare Zigarre einmal auf der Bühne sehen. Oder dann diese unverwechselbare Art, das Brot und die Wurst zu schneiden. Oder wie das Weinglas festgehalten wird und wie gewisse Leute die Beine unter dem Tisch nie verschränken würden. Oder dieser Blick auf die Uhr, bevor man sich für Kaffee oder Bier entscheidet. All dies, was man allgemein als typisch ländlich oder rural nennen könnte, wollte ich auf die Bühne bringen und keineswegs einfach nur das Ende des Bauernstandes.

Dass Bauernbetriebe verschwinden ist das eine, dass sich unter dem Einfluss der Urbanisierung auch diese unverwechselbaren Haltungen und Eigenarten in nichts aufzulösen drohen, ist vielleicht von noch grösserer Tragweite.
Allein die Vorstellung, dass wir eines Tages alle aus der Stadt kommen, dass wir alle Städter sein werden, finde ich ziemlich schwindelerregend.

Zuerst galt es natürlich den richtigen Zugang, das heisst die richtige
Tür zum Stück zu finden. Das ist immer so. Es gibt zwar überall Türen, aber es gibt nur eine, die das freigibt, was man wirklich sucht. Als sich dann plötzlich die Idee mit den Tieren aufdrängte, dachte ich daran, wie sich die Schauspieler darüber freuen würden, das Schwein, die Kuh, das Pferd oder den Baum zu spielen und ich wusste, dass „der Mist geführt war“, wie man auf dem Lande sagen würde.

Sicher ist, dass man, um überhaupt für die Bühne schreiben zu können, die Schauspieler lieben muss, und zwar leidenschaftlich. Deshalb liebe ich die erste Lesung des Textes mit ihnen so sehr, auch wenn dann eventuelle Ungeschicklichkeiten und andere Mängel im Text gnadenlos aufgedeckt werden.

Plötzlich ist dann alles anders. Es gibt auch keine Tastatur mehr, keinen Bildschirm, kein Tinte auf dem Papier, es gibt nur noch Lebendiges und das ist immer wieder von Neuem der Wahnsinn!

Personen

Ein Bauer
Ein Baum
Ein Schwein
Ein Pferd
Eine Kuh
Der Tod

1. Vorspiel. Selbstgespräch des Baumes.

Finstere Nacht.
Schnarchen wie in einem Schlafsaal beim Militär.
Nur der Baum schläft nicht. Er greift zu einem Buch.

Ein Baum:

„Oh Erinnerung… Hier ist es,
genau unter diesem Baum,
der damals die kahlen Äste
ausgebreitet hielt
unter den trägen Sternen des Spätherbstes,
hier ist es, wo ich damals in den Höhen des Himmels
die grossen unsichtbaren Zugvögel entdeckte,
dieser Flug der aus tausend Flügen besteht
und noch gediegener dahinfliesst als ein Fluss aus Seide,
dort oben in den Schattentälern der Sterne.“

(Gustave Roud. In Le Repos du Cavalier, 1958. Tiré de Terres d’Ombres.)

Er legt das Buch weg.

Oh die Anmut der alten Schriften.
Diese Anmut der einfachen Dinge.
Die Anmut der Kreaturen Gottes im Schlaf….
Auii schlafe nume ig stah hiä u chräschle,
chräschle mit myne Escht.
Auii schlafe und ig biege mi im Wind.
Auii schlafe, nume ig cha nid schlafe.
Ig haute Wach….

Noch ist Schnarchen zu hören.
Er nimmt sein Buch wieder auf.

2. Ein neuer Tag beginnt. Man möchte, dass er ewig dauert.

Die Sonne knapp über dem Horizont.
Die Schweizer Nationalhymne (oder irgend eine Nationalhymne)

Erste Strophe:
Trittst im Morgenrot daher,
Seh ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Auftritt der Bauer. Offensichtlich gerade aufgestanden. Er hört der Hymne bis zum Schluss zu.

Ein Bauer:

Lio-ba! Li-o-ba!

Etwas später kommt das Pferd. Es versucht zu traben, aber es hinkt.

Ein Bauer:

Ross, wie geit’s dir?

Ein Pferd:

Buur, ig lahme,
i lahme, aber ig läbe no.

Ein Bauer:

Gäu Ross, du weisch ja
es isch einfach ä nöiä Tag
u mir müsse mache, was mr ztüä hey.
So wie mr’s hey abgmacht.
U gschwore.
Mir chöi nid angers, vrschteisch?
Mir schaffe uf dä Fäuder
u d Fäuder schänken üs drfür ihri Frucht.
Mir pflege ds Land wie em Liebgott syni Gärtner,
u das zeigt is drfür, wie schön dass es isch.
Das isch üse Pakt u das isch üses Läbe.
Hüt u für immer u ewig, Amen.

Ein Pferd:

So heimer’s gschwore u so isch üses Läbe Puur,
u mir bitte dr Liebgott u ds Vaterland drum,
dass das immer so blybt.

Ein Bauer:

U mir bitte dr Liebgott u üses Vaterland drum,
dass das immer so blybt.

Die Sonne geht weiter auf.

Ein Bauer:

Schtärnesiech, isch das schön!

Ein Pferd:

Zum Wiehere schön isch das.

Ein Bauer:

Yäh, was meinsch Ross?
Gömer ga ds Aacher fahre?

Ein Pferd:

Guet, Puur, gömer a d Seck!

Sie beginnen zu arbeiten: Der Bauer schirrt das Pferd an und das Fuhrwerk dreht mehrere Runden auf der Bühne.

3. Die Ankündigung

Weibliche Stimme:

Lioba! Lio-ba!

Der Bauer zieht am Zügel des Pferdes und erstarrt.

Ein Bauer:

Hoooooh! Haaaauut!

Das Pferd steht still.

Ein Bauer:

Ross, ghörsch nüt? Das kenne mr doch. Me rüeft is.

Weibliche Stimme:

Lioba! Lio-ba!

Ein Pferd:

Was ä Froueschtimm!
Du Puur? Mir erwarte doch nid öppe ne Frou?

Ein Bauer: voller Hoffnung.

Ig wüsst gwüsst nüt, Ross. I wüsst vo nüt.

Der Tod taucht auf.

Ein Bauer:

Itz Gopfridschtutz ….

Ein Pferd:

Kennsch du dä?

Ein Bauer:

Das isch dr Tod. Chunnt itz scho dr Tod?

Ein Pferd:

Itz scho?

Ein Bauer:

Itz scho.

Der Tod kommt näher.

Der Tod:

Aber Puur, hesch du itz ä verflüemeriti Morerei um das Huus ume.

Ein Bauer:

Ig ha dänk süsch gnuä ds wärche.
Ig ha nid dr Zyt,
immer schön ga ufdsrume.
Mir sy nid imene Museum.
Was wosch du hiä Tod?

Der Tod:

Du muesch hörä Puur.

Ein Bauer:

Exgüsee gäu, ig by grad ä chly im Seich.
Ig muess säie, vtschteisch? Ig gybe em Bode Fuetter,
dass dä nächär de Mönsche ds Ässe gyt.

Der Tod:

Äbe grad nid Puur.
Ig vrlange vo dir,
dass du mit däm auem hörsch:
Mit dyre Büetz hiä,
mit däm ganze Läbe da mit dene Tier,
mit au däm Bäte u Singe em Morge.
Morn, no vor em Mittag,
mues mit däm auem ändlech fertig sy.

Ein Bauer:

Ig söu ids Stöckli? Itz scho?
Aber lueg mi doch mau a!
Meinsch du ig mög nüm?
U das Ross da?
Tod, lueg doch mau!
Isch de das nid no chäch u zwäg,
dass es tätscht?

Der Tod:

Ig rede nid vor Pensionierig Puur!
Ig rede vom Ändi vo aune Puure.
D Wäut bruucht öich nüm.

Ein Bauer:

D Wäut bruucht üs nüm?
U vo was söuä de d Mönsche läbe?
U wär luegt de zu dr Natur?

Der Tod:

Dyni Mönsche! Dyni Mönsche
hei scho vo auem me aus nume gnuä Puur.
D Mönsche bruuche dyni Öpfu nüm.
O dyni Gärschte u dys Schwynige bruuche die scho lang nüm.…

Ein Bauer:

Du Tod, itz aber mau chly langsam!
Das, wo isch gsy, das blybt afe einisch so.
Ä Wäut ohni Puure gyts gar nid u chas o gar nid gäh.

Der Tod:

Puur, isch ds Zwänzgi no immer nid abe?
D Wäut, die Wäut bruucht di nüm.
Du bisch für nüt me guet,
du machsch gschyder dass de furt chunsch.

Ein Bauer:

Das isch gar nid möglech.
Das geit gar nid, dass ä Puur für nüt me guet söu sy.
Ja, ä Chemp villech oder ds Gjät,
aber ömu nid ä Puur.

Der Tod:

Mou morn, muess aus furt sy.
U zwar no vor em z Mittag:
D Tier, dä ganz Plunder, das ganze Läbe hie.
Aus! Hesch itz vrschtange?
U mach de ä chly vorwärts Puur,
du bysch nämlech dr Letscht.

Ein Bauer:

Ig? Dr Letscht, Tod?

Der Tod:

Dr Letscht, Puur.
Dr Letscht vo aune Puure.

Ein Bauer:

Was isch de mit de angere?

Der Tod:

Liquidiert Puur.

Ein Bauer:

Isch doch nid wahr Tod?
U aus das Land da?

Der Tod:

Ds Land gyts nüm.
Das isch o scho liquidiert.

Der Tod verschwindet.

Ein Pferd:

Mir isch schlächt.
Grad aus tuet mr weh.
Grad wie we mi ä Stauchnächt
Hätt winduweich gschlage.
Was söu me itz zu mene settige Bsuech säge?
U ersch das Züg, wo dä bhouptet?
Das isch ja dr Hammer!

Ein Bauer:

Gar nüt muess me säge Ross.
Nume gar nid dra dänke.
Ä Wäut ohni Puure gyts nid u fertig.
Meinsch öpe es gäb ä See ohni Fische?
Oder ä Waud ohni Böim?
Äs Bienihuus ohni Bieni?
Dr Tod lügt, dä verzeut üs irgend öppis.
Eifach irgend öppis.

Ein Pferd:

U de morn vor em Mittag?
Was isch de morn Puur?

Ein Bauer:

Morn isch ä Tag wie jede anger o.
Mir gö ga ds Acher fahre wie jede Tag
U luege zu däm schöne Garte, wo d Wäut isch
u wonis dr Liebgott gschänkt het.
Ein Pferd:

Morn isch auso ä Tag wie süsch Puur?

Ein Bauer:

Morn isch ä Tag wie süsch.
Genau wie o übermorn Ross.

Ein Pferd:

Bisch de ganz sicher Puur?

Ein Bauer:

Da bini ganz sicher Ross.
Gang itz die angere ga wecke.
Mir müesse drhinger.
Hütt gyts ds dopplete Fueter.
Mir säiä u mir luege, dass d Saat ufgeit.
Mir tüä produziere und reproduziere.
Mir gebäre und mir lö la wachse.
We dr Tod das gseht,
überleit er sech’s de scho no mau
u de geit de aus wyter wie vorhär.

Ein Pferd:

Du weisch das villech,
aber i cha das ja nid wüsse.

Ein Bauer:

Ja, ig weiss das
u du chasch das nid wüsse.

Das Pferd tut als ob es rausgehen möchte und erstarrt.

Ein Pferd:

Du Puur?

Ein Bauer:

Ja Ross?

Ein Pferd:

No wäge vori:
Dass dr Tod so verruckt isch….
Mir hei doch nid öppe
öppis fautsch gmacht, oder?

Ein Bauer:

Ig dänke grad nache.
I gseh eigentlech nüt.
Aber säg, was meinsch du?

Ein Pferd:

Hey mir nid dr ganz Bode vrsouet
u üsi schöne Flüss no grad drzue?

Ein Bauer:

Jäh, das sy haut angeri Zyte gsy.

Ein Pferd:

Hey mir nid o d Froue u d Ching
u d Chnächte schlächt behandlet?

Ein Bauer:

Denn het me das haut so gmacht.
Denn isch das so scho richtig gsy.

Ein Pferd:

Hey mir de nid d Chue zwunge, Mäu ds frässe,
wo mr us ihrne Schwöschtere hey gmacht?
Het das nid Toti gäh?
Settegi wo gar nüt hey drfür chönnä?

Ein Bauer:

Da het me haut o müesse.
Was hätte mir de da ds säge gha?
Aber Ross, sider, sider het mängs besseret.

Ein Pferd:

Jä guet.

Es geht ab.

Ein Bauer:

Du Ross?

Das Pferd bleibt stehen.

Ein Pferd:

Ja Puur?

Ein Bauer:

Säg itz aber glych no schnäu,
chan ig no uf di zeuä?
Ig meine uf di Ungerschtützig,
uf di Tröii? U dür ds Band?

Ein Pferd:

Bin ig öppe nid di vornähmschti Eroberig?
Puur! Uf mi chasch du di doch vrlah.

Es geht ab.
Der Bauer bleibt allein.

Ein Bauer:

Ä Frou. Ig hätte äbe ä Frou bruucht,
ä Frou, wo mr wär ä d Hang gange.
Aber auii hei nei gseit.

4. Die Versammlung der Tiere

Der Baum und das Schwein im leichten Morgenkleid.

Ein Schwein:

Boum, es Glesli Bäzi?

Ein Baum:

Eh, werum o nid Sou.

Das Schwein serviert dem Baum zu trinken.

Ein Schwein:

Uf üs!

Ein Baum:

Es söu gäute.

Ein Schwein:

Dass das für d Läbere schlächt isch,
ma ja sy, aber abe geit’s glych guet.

Ein Baum:

Ig gschpüre’s scho.
Ig bi scho nüm so schtyf wie letscht Nacht.
Mini Säft vö wyder a zirkuliere.

Ein Schwein:

Was isch o los mit dr Chue?
Wott si nid ufstah?

Ein Baum:

Momou, si chunnt.
Haut so wie si cha.
Da. Si chunnt scho cho ds träppele.
Mit chlyne Schrittly.

Ein Schwein:

Jaja, isch ja o ä Ryseskandau,
das mit däm Rinderwahnsinn.
Eigentlech für üs auii,
für ds ganze Tierrych, ä Beleidigung.

Ein Baum:

Ja gäu dr Mönsch. Werum muess dä o immer aues,
won im id Finger chunnt, grad kaputt mache?

Ein Schwein:

Wägem Schtutz. Wäge däm. Reibt die Finger.
Da isch aus nume wägem Schtutz.

Ein Baum:

Hie chunnt si.

Auftritt Kuh, sieht schwerkrank aus.

Ein Schwein:

Hocket nume ab.
Syt so guet, Madam.

Eine Kuh:

Dir müesst entschuldige.
Ig ha dr Hof nüm gfunge.
I bi fang jede Tag ä chly schlächter zwäg.

Ein Schwein:

Ä chly Bäzi Chue?

Eine Kuh:

Uh nei! Lieber nid.
Ig bi no äm Schtille.
We me so wott säge.

Ein Baum:

Aber gässe muess si Chue,
scho nume wäge dr Miuch.

Eine Kuh:

Ja, das geit chuum me so wie nes sött,
mit dere Miuch. Dr Reiz isch haut wäg.

Auftritt das Pferd.

Ein Schwein:

Aber du Ross, säg itz mau
Da diä bleichy Person,
wo me hütt em morge het gseh?
Het das öppis ds säge?
Dr Puur hett doch nid öppe
doch no sy besseri Häufti gfunge?

Das Pferd:

Die bleichy Person Sou,
das isch dr Tod gsy.

Alle:

Dr Tod?

Sie erstarren.

Eine Kuh:

Er het doch nid öppe nach mir gfragt?

Ein Schwein:

Was seisch itz da Ross?

Das Pferd:

Dr Tod wott mit üs fertig mache.
Mit üser Arbeit, mit däm ganze Läbe da,
mit üs u mit em Puur.
Dr Tod wott, dass das aus furt chunnt.

Ein Baum:

Ä Kataschtrofe! Ig has gseh cho!
Zungerscht unger,
i myne tiefschte Wurzle han igs gspürt.

Das Pferd:

No vorem Mittag, morn,
müessi aus zäme liquidert sy.

Eine Kuh:

Liquidiert?

Das Pferd:

Liquidiert! Finito. Fertig Schnäz.
Uf ene Art eigentlech dr Wäutuntergang..

Eine Kuh:

Was seisch itz du da Ross?

Das Pferd:

Üs bruuchis sowieso schon lang nüm.
Dr Tod seyt, mir syge für nüt me guet.

Ein Baum:

Für nüt meh guet?
Was für ne kurlegi Beurteilig vor Sachlag.

Eine Kuh:

Für nüt meh guet!
Um Gott’s Wille!
Das isch itz wyder öppis.

Ein Pferd:

Aber reget nech nume nid uf.
Dr Puur schwört,
dass da nüt derhinger isch,
dass o morn aus wyter geyt wie gäng,
wie’s bis hüt o gange isch.
Die beschte Zyte für üs,
seit dr Puur, diä chöme itz ersch!

Ein Baum:

Das isch aber schön gseit.
So öppis cha eim scho chly tröschte.

Eine Kuh:

So, meinet dr?

Ein Pferd:

Är wott, dass mr dä Tag näme
wie ne angere o
u dass mr ohni Kommedi hinger Büetz gö.
So wott er em Tod umegäh.
Mit Flyss u mit Usduur.

Ein Baum:

Mit Flyss u mit Usduur. Bravo!
Uf d Lengi isches äbe scho nume das,
wo de würklech zeut:
Dran blybe u wärche u schaffe.
Nume so chunnt me für.

Ein Pferd:

Das gsehn ig genau äso Boum.
U ig ha’s em Puur vrsproche,
dass ig zuenim stah, chöm was wöu.

Ein Baum:

Uf mi chan er auso o zeuä.
Isch glych, was passiert.
U i luege de scho,
dass dr auii schön am Schatte syt.

Eine Kuh:

Auso ig bi ja nüm so zwäg, wenn ig öich
aber o ir Zuekunft vo mire Miuch dörft …

Ein Schwein:

Ig hingäge, ig,
ig chrümme da ke Finger.

Ein Pferd:

Wie bitte?

Ein Schwein:

Chum Boum, schänk mr
no es Glesli Bäzi nache!

Der Baum bedient es. Das Schwein nimmt einen tüchtigen Schluck.

Ein Schwein:

Dir heit mi scho richtig vrschtange.
I chrümme ke Finger.
Me chönn üs nüm bruuche, he?
Das isch ändlech mau ä gueti Nachricht!
Me müess aus liquidiere?
Yuppi! I cha’s chum erwarte, das ds gseh!
Unger üs gseit, warten ig scho mängs Jahr uf dä Tag.
Hei mir de nid auii glitte, aus Sklave
unger em Joch vo meine settige Frondienscht?
U unger däm Intensivmaschtschtress?
Fründe, ds Ändi vo üsne Quale
chunnt nöcher u nöcher u ig freue mi.

Ein Pferd:

Aber Sou, das trifft di o.
Dr Tod wott, dass aus furt chunnt.

Ein Schwein:

Mi vrwütscht dä nid.
Ig ga mi i Waud ga vrschtecke u läbe vo Beeri u vo Tannzäpfe.

Ein Pferd:

U we di de ä Jeger vrwütscht?

Ein Schwein:

Mir doch wurscht.
De stirbeni wenigschtens ä würdige Tod.

Ein Pferd:

Isch das dys letschte Wort Sou?

Ein Schwein:

Das isch mys letschte Wort Ross.

5. Die Aufwärmung

Der Tag erwacht.
Der Bauer leitet das Aufwärmen.
Er steht vor den Tieren und vor dem Baum.

Ein Bauer:

Und eins und zwei…..
Und eins und zwei….

Das Schwein stellt eine auffällige Gleichgültigkeit zur Schau.

Ein Bauer:

Was isch mit dir los Sou? Masch nid hüt?

Ein Schwein:

Was wei mir üs itz da no i ds Züg lege
we morn doch mit auem Schluss isch?

Ein Bauer:

Aber Sou, morn isch äuä mit auem schluss.
Dr Tod tüscht sech.
Oder är wott is de vrarsche.
Dr Tüfu isch äso u mir wäre nid die erschte,
wo dä für dumm vrchouft.

Ein Schwein:

U we de würklech eifach Schluss wär? Eifach so.

Ein Bauer:

Das isch dumms Züg Sou.

Ein Schwein:

Aber ds Ross lahmet,
d Chuä isch nüm zwäg,
u du hesch ke Frou gfunge.
Das isch es itz villech würklech gsy.

Ein Bauer:

Sou, was mir hiä mache,
Das isch richtig, nützlech u schön.
Werum sötte mir de vrschwinde, he?

Ein Schwein:

U da dä Ranze, won ig mir
wäge dyre Meschterei ha agfrässe,
isch dä o richtig, nützlech u schön?

Ein Pferd:

Sou. Hör uf.

Eine Kuh:

I gloube fasch, mir geits nid so guet.

Ein Baum:

Chömet unger ä Boum vor Wysheit cho diskutiere.

Er schüttelt sich in allen Richtungen.

Ein Bauer:

Du erfüesch di Pflicht, we de feissisch Sou,
Und ig erfüuä mini, wen ig di meschte.

Ein Baum:

D Pflicht! D Pflicht. Hiä hätte mer
auso es schöns Schlüssuwort: Die Pflicht!

Ein Bauer:

Aber itz säget mau, Fründe!
Hasset dir mi itz auii plötzlech?
Dünkts mi nume, oder gseth me das sogar i öiine Gsichter?
Ross, lueg mr mau i d Ouge…

Ein Pferd:

Puur aus won ig cha
Das hani vo dir!
Schön suber gsattlet dür ä schön morge ds trabe.
Dür die chüeli Luft ds galoppiere.
Wie chönnt ig di itz hasse?

Ein Bauer:

U du Chuä?
Hassisch du mi?

Eine Kuh:

Ig ha dir aus gäh, Puur,
mys Uter, mi Miuch,
mi Scheide zum Besame…
Was üs vrbindet, isch viu schtercher
aus die Hauftere da.
Ig bi dir totau hörig.

Ein Schwein: Zu der Kuh.

Wiso sötsch du itz da druscho?
Vo Beziehige hesch du doch ke Ahnig.
Du weisch ja nid emau,
wie das es isch unger emne Schtier dsy.

Ein Pferd:

Sou, hör uf!

Ein Baum:

Fründe chömet unger ä Boum vor Wysheit cho diskutiere, chömet, hü!

Ein Bauer:

Auso we öich das lieber isch,
chan ig öich scho frei lah.
U jede cha morn em Mittag säuber luege,
wiener mit em Tod fertig wird.
Söu’s de jede grad so mache wien er wott?
U dr Meischter chunnt de öppe no ganz allei vor ds jüngschte Gricht?

Ein Schwein:

Sy das schöni Ussichte.

Alle: ausser dem Schwein

Puur, du bisch üse Meischter und mir sy dyni Chnächte.
Du bisch für aus u mir sy ohni di nüt.
Ä Chue, wo nid gmulche wird,
äs Ross, wo niemder aschpannet,
ä Boum, wo niemerem cha Schatte gäh,
ä Sou ohni Färich, aus das wär ja gäge d’Natur.
Puur, mir vrschpräche dir Liebi u Tröyi!

Ein Bauer:

U du Sou? Wetsch du,
dass ig di dene grosse Gfahre
wo o zur Freiheit ghöre,
eifach so uslyfere?

Ein Schwein:

Ig bi scho frei, Puur. U mir Söi
hei gar ke Angscht vor em Tod.

Ein Bauer:

Vor däm hei mir o ke Anscht!
De wei mir doch itz drhinger!
Mir göh aus schön ga i d Ohrnig tue.
Mir gäben üs auii Müä. Dä Tod söu nume cho!
Mir zeigen im de scho, für was dass mir guet sy.
Dä Tod söu nume cho!
De chan er de luege, was mir ds Stang bringe.
Dä Tod söu nume cho!
Mir läbe no u mir sy parat!
Es lebe die Landwirtschaft!

Alle: ausser das Schwein

Es lebe die Landwirtschaft!

Ein Baum:

I lise nech de vor u verzeuä nech öppis Schöns.
U ig tue nech de früschi Luft zufächere mit myne Escht.

Alle: ausser das Schwein

Es lebe die Landwirtschaft!
Es lebe die Landwirtschaft!

Daraus wird ein Kriegsruf.

6. Gepriesen seien die Freuden der Arbeit in Stall und Feld.

Das Pferd und die Kuh arbeiten singend. Der Bauer dirigiert und kontrolliert gleichzeitig das Gespann, ermuntert seine Tiere und schmeichelt ihnen.
Das Schwein hingegen streikt demonstrativ. Es sitzt auf einer Bierkiste, raucht und trinkt.
Der Baum liest Vergil um seine Kamerade zu unterstützen.

Ein Baum:
Was mit Gedeihen das Saatfeld erfreut, und welches Gestirn uns
Pflügen das Land, o Mäcenas, und hoch an die Ulme den Weinstock
Fügen heißt, was Rindern an Pfleg›, und welcherlei Wartung
Schafen gebührt, wie erfahrner Betrieb den wirtlichen Bienen, hiervon rede mein Lied.
Vergil: Georgiques. Buch 1.

Alle beginnen zu singen, auch das Schwein, das absichtlich falsch singt.

Früh schon am Morgen
Kommt er für uns sorgen
Der Natur ist er ein Hüter
Mit Fleiss pflegt er ihre Güter.

Gehen wir mutig ans Werk
Pflügen wir vergnügt die Erde
Auf uns hält Gott sein Augenmerk
Emsig weidet die Herde.

Das Leben geht ewig weiter
Trotz Tod bleiben wir heiter
Pflügen säen und pflanzen
Lasst uns vor Freunde tanzen.

Ein Tag der Milch, ein Tag dem Heu
Die Gewohnheit hat es uns angetan
Aber alles ist immer wieder neu
Und wie der Frieden dauert alles an

Bauer, Landwirt sei drum glücklich
Von allen Menschen geht es dir am besten
Käse, Fleisch, bis zu den Eiern
Deinen Grossmut lass und feiern

Eines Tages wird der Tod sich melden
Aber noch muss er warten
Die Erde kann dich nicht entbehren
Sie hält dich fest umklammert in den Armen.

Ein Schwein:

Singet nume dir Quadratesle! Singt nume!
Anschtatt ds revoutiere, göht dir no ga singe!
Aus zämeschlah sött me, aber dir, dir weyt no säiä.
Furtseckle söttme, aber dir chettet nech no enger
a öiä Hänker! Aber einisch isch fertig!
Häre mit däm Tod! Häre mit dere Freiheit!

Niemand hört ihm zu, alle arbeiten weiter und fangen wieder zu singen an.

7. Tanzabend

Typische Schweizer Wirtshausathmosphäre unter der Woche: Der Baum und das Schwein jassen und trinken Schnaps. Die Kuh strickt ganz allein in einer Ecke.
Auftritt des Bauern mit dem Pferd, das ein Stapel Papiere trägt.

Ein Bauer:

Ds Konto Ross! D’ Zahle!

Das Pferd setzt Brille auf.

Ein Pferd:

Was hei mir da….. Rungglä, zwänzg Tuusig…

Ein Bauer:

Das isch besser aus färn.

Applaus.

Ein Pferd:

Raps: Füfedrissg Tuusig u öppis…

Applaus.

Ein Pferd:

Gärschte: Ganz genau nün Tuusig siebe Hundert!

Freudenausbruch.

Ein Bauer:

Wartet, itz chunnt no dr Meis…

Ein Pferd:

Meis: Dreievierzig Doppuzäntner!

Ein Bauer:

Dr Rekord vo vor zwöi Jahr hei mr pulverisiert!

Applaus und Freudengeschrei.

Ein Pferd:

Itz chunnt dr Tubak. Hundertfüfzäh Tuusig!

Ein Bauer:

U das de ersch no by schwierigem Wätter,
dänket dra: Dr Wind, dr Räge, dr Mäutou.
Was mir da aus hei düregmacht.

Applaus und Freudengeschrei.

Ein Pferd:

U hiä no vrschydnigi chlyneri Produkt: Hundertvierzg Tonne!

Alle:

Super.

Ein Pferd:

U itz zum Fleisch….

Stille.

Ein Pferd:

Fleisch: Gebore…

Alle schauen vorwurfsvoll das Schwein an.

Ein Bauer:

Gö mr zu de Miuchprodukt Ross,
mache mr mit de guete Nachrichte wyter!

Ein Pferd:

Chäs: Haub gsauze, zwöi hundert Schtück!

Applaus und Freudengeschrei.

Ein Pferd:

Gsauze, ds glyche: Zwöihundert Schtück!

Alle: Alle ausser dem Schwein, schauen auf die Kuh.

Bravo!

Ein Bauer:

U itz d Miuch ….

Ein Pferd:

Auso d Miuch: Zwöuf tuusig!

Ein Bauer:

Bravo Chuä. Hesch du schön Miuch gäh! Ig gratuliere.

Ein Baum:

Wie ne Wäutmeischterin, jawohl.

Die Kuh ziert sich, stolz und scheu zugleich.

Eine Kuh:

Das isch sech dänk öppe nid dr wärt.
Das isch sech dänk öppe nid dr wärt…

Ein Bauer:

U we mir itz no würde Hochzyt fiire?

Freudengeschrei.

Ein Bauer:

U we mr itz würde …chly uf ä Putz houe?
Un is d Chappe füuä?

Gelächter und Freudenschreie.

Ein Bauer:

De holet öii Inschtrumänt.

Alle ausser dem Schwein holen ihre Musikinstrumente.
Sie spielen lange. Dann…

Ein Bauer:

Haut! Schtopp!

Sie hören auf zu spielen.

Ein Bauer:

U we mir ä chly würde tanze?

Betretenes Schweigen
.
Ein Pferd:

Das isch zwar ä gueti Idee Puur,
aber i üsem Verein het’s haut
scho nid grad wahnsinnig viu Froue.

Ein Bauer:

Mir chönnte ja abwächsligswys mit dr Chuä tanze.
Si isch die einzegi Vrträterin vom schönä Gschlächt.
Was meinsch du da derzuä Chuä?

Eine Kuh:

Dir wüsset doch Puur,
solang ig mit öppis cha diene…

Ein Bauer:

De nämmt ig de grad dr erscht!
Ig hole nume schnäu chly Musig.
Was würd nech äch gfaue?

Er legt eine Platte auf.

Ein Schwein:

Ä Truurmarsch.

Ein Pferd:

Öppis Fägigs. E Melodie usem Militär.
Zum Bischpiu: The Charge of the light Brigade.

Ein Baum:

Es schöns lyrisches Lied mit chly Tiefgang.

Eine Kuh:

Es Chinderlied. Heit dir Chinderlieder Puur?

Aber der Bauer hört nicht zu.

Ein Bauer:

Hiä, ig gloube, itz hanni’s.
Heit dir gärn italiänischi Lieder?

Es ist ein klebriger italienisher Slow.
Der Bauer stellt sich der Kuh vor.
Wie ein Jüngling beim allerersten Mal.

Ein Bauer:

U de Chuä, wie wär’s
mit däm erschte Tanz?

Die Kuh errötet.

Eine Kuh:

Ja, säubvrschtändlech, Puur.

Die andern schauen sich an, es ist ihnen ein wenig peinlich.
Der Bauer und die Kuh beginnen zu tanzen.
Das Pferd frägt das Schwein, das ablehnt.

Ein Schwein:

Du chasch mir i ds Füdle blase, du Buechhauter!

Das Pferd bittet dann den Baum um einen Tanz. Das eigenartige Paar beginnt zu tanzen. Der Bauer beginnt die Kuh, die sich nicht zu wehren wagt, auf den Mund und mit der Zunge zu küssen. Er knutscht sie heftig ab. Sie fällt zu Boden. Er legt sich auf sie. Er dreht durch.
Die anderen tanzen weiter.
Das Schwein brummelt in seiner Ecke etwas vor sich hin.
Der Ton verstärkt sich.
Ein verrücktes, dekadentes Spektakel.
Plötzlich tritt der Tod auf und alle erstarren..

Der Tod:

U usgrächnet öich sött me auso vrschone?
Dir syt ja so fürchterlech, so iigebiudet, so pynlech.
Scho morn produziere es paar tüchtegi Unternämer
i nes paar Schtung meh aus dir i öiem ganze lumpige Läbe.
Scho morn übertrumpfe das längwylige, fade Züg, wo Dir zwägbringet
nöiie Produkt us aune Kontinänte.
Scho morn renne uf de Bioburehöf
D Söi schlank u rank wie d Reh dasume.
U dir weyt, dass ig öich vrschone?
Aber ig hasse nech! Wien ig öich hasse!
Ig cha’s nüm ha, wie dir tanzet!
Die ganze Art, wie dir öich beweget!
Ig wott’s nüm gseh. U wie dir redet! Wie dir „jääh…“ säget!
Wie’s öich schnurret! Ig hassen ech!
Ig hasse aus a öich! Aus! Aber totau aus!
Ig hassen ech!
Dir müesset mr furt! Furt mit nech!

Geht ab.
Alle lösen sich aus der Erstarrung. Der Bauer ist erstaunt, zu bemerken, wo er sich befindet. Alle peinlich berührt.

Ein Bauer: zur Kuh

Nüt für unguet Chue, excüsee.
Ig ha mi ä chly ds fescht la gah.
Es isch ä chly dürä mitmer.
Es fäut haut öppis. U de no d Einsamkeit….

Eine Kuh:

E was itz o Puur.
Dir syt entschuldiget.

Er hilft ihr aufstehen. Sie fällt beinahe erneut. Der Bauer ändert sich plötzlich.

Ein Bauer:

So aber itz auii ungere. I ds Näscht mitnech!
Morn müesse mr früäh uf, Gopfridschtutz.

Alle gehorchen.
Alle, ausser dem Schwein sagen sich gute Nacht.
Geben sich vielleicht Abschiedsküsse.

Alle:

Guet Nacht….Guet Nacht … Guet Nacht….
Guet Nacht… Guet Nacht…. Guet Nacht….

Und sie gehen zu Bett wie Kinder.
Es wird Nacht.
Der Mond geht auf.

8. Zweites Selbstgespräch des Baumes

Ein Baum:

Auii schlafe. Auii schlafe, aber ig schlafe nid.
Ig haute Wach. Öppis isch ir Luft.
Ig gspüre’s i myne Säft bis i d Wurzle abe.
Es wott mr gar nid gfaue.
Itz bin ig doch hütt drühundert jährig u ha glych no dr Schlotteri.
Vor was sött ig de o Angscht ha?
Me tuet ja wyt u breit niene houze.
U schliesslech het ja scho my Vater,
in Würde dörfe aut wärde.
Genau füf Jahrhundert u zwöuf Jahr!
U hett er de ä däm Morge,
wo si ne hey umgmacht,
nid no ohni Brülle chönnä läse?
Ja, vo syre innere Grössy han ig viu gerbt.
Mir Loubböim interessiere üs eigentlech
Nid so für d Zuckige vor Tagespolitik.
Aber d Kontinentalverschiebige,
Revolutione u angeri grossi Erschütterige,
die wäsentleche Zämehäng haut,
die gäben is hingäge scho ds dänke.
Wär de ä Kataschtrofe i dene Dimensione überhoupt vorussehbar?
Säget öppis Escht! Häbet öii Trybe use gäge Himmu
u gspüret, was uf üs zuechunnt.
O bin ig närvös u agspannt.
Wie nä jungi Tanne vor Wiehnachte.
Nei, es isch eidütig! Öppis isch ir Luft!
Aber was? U was cha me mache?
Wie sech vorbereite?
Im Momänt cha me nid viu mache.
Em Puur vrtroue u wyter mache
mit üsem Studium vo de aute Schrifte.

Er öffnet ein Buch

„ Ich schaue abermals über dieses ganze Land hindurch, welches das meine ist, von den Quellen der Rhone an einem seiner Enden und bis zum anderen seiner Enden, wo der Rhonefluss dieses Land verlässt, und blau und gelb ist zwischen Steilufern. Vom Ort, wo er noch in seiner Wiege liegt und ängstlich den Fuss aus seiner Wiege streckt, sich bewegend zwischen Vorhängen aus grüner Seide und weissen Spitzen; bis zum Ort seiner Jünglingszeit, wo er pfeifend aufbricht, die Hände in den Taschen, zur Entdeckung der Welt.
Noch ist es ein Land von Bauern.“

(Ramuz. Wunsch nach Grösse. Band 6. Kap. XII, Werke Band 6, Verlag Huber, Frauenfeld)

9. Die Mission

Alle schlafen und schnarchen.
Der Bauer weckt das Pferd.

Ein Bauer:

Ross, stang uf, ig muess mit dr rede.

Ein Pferd:

Du weisch ja, dass ig nie ablyge,
dass ig gottsname mit de Füess fescht am Bode
jedi mir vrgönnti Nacht dürä schtah.
Aber säg, was wosch vo mir!

Ein Bauer:

Hüt em Morge, wo dr Tod isch cho,
de han ig de im Fau scho chly blöffet.
Ig ha so ta, wie we mr das aus glych wär.
Aber unger üs gseit: Ig mache mr Sorge wie vrruckt.
I schysse doch fasch i d Hose vor Angscht.
We mi Hof dr letscht Hof söu sy
u we mi Weid die letschti Weid
u mi Mischthuufe dr letscht Mischthuufe,
was wär de i däm Fau mit myne Kollege passiert?

Ein Pferd:

Die wärde sech gwehrt ha, Puur.
Mit Wuetusbrüch, mit Krawall,
mit Demonschtrazione, mit Revolte,
mit Schlegglete, mit Buureufständ!
Was söu süsch passiert si?

Ein Bauer:

Du hesch rächt Ross,
so wird’s gsy sy, das isch sicher.
Die hei sech nid eifach aus la gfaue.
Mir hey o Gringe, mir Landwirte!

Ein Pferd:

Du hesch es ja gseit Puur, hüt em Morge:
ä Wäut ohni Puure cha me sech ja gar nid vorschteuä.

Ein Bauer:

We me nüm würd säiä uf de Ächer,
we me ds Vieh nüm würd meschte,
we ke Miuch me würd fliesse,
nei Ross, ä settegi Wäut
wär nüt aus ä Schteiwüeschti
u nes Meer vou Eländ.
Aber was wüsse mir?
Mir hey ja ke Ahnig,
wie sy usgseth d Wäut.
Mir chrampfe ja nume.
Tag für Tag wie verruckt.
Wär weiss, villech sy d Mönsche
ja scho auii am dürädräye?
Es gyt mr scho ds dänke.
I cha fasch nuüm schlafe.
Ig muess es eifach gnau wüsse.
Los, gang du mau ga luege
u säg is nächär, was de hesch gseh!
Geit d Saat überhoupt no uf?
Wachst das Züg?
U myni Kollege?
Si die überhoupt no zfride u zwäg?
Chöme die Herde no zäme bi de Fueterplätz?
Das wett i gärn wüsse.

Das Pferd scheint sich zu ärgern.

Ein Bauer:

Was isch itz Ross?
Hesch öppis angers vorgha?

Ein Pferd:

Syt em Morge früä han ig ds Acher wöuä.
Die aueriischönschte Fure hani wöuä zieh.
Für di Puur.

Ein Bauer:

Du hesch eifach es grosses Härz Ross,
aber im Momänt, weisch,
pressiert die Mission da haut meh.

Ein Pferd:

We’s muess sy.

Ein Bauer:

Gang spring! Im Galopp!
Gang ga luege!
U nächär chunsch is cho brichte.

Ein Pferd:

U we würklech aus usgseht
wie ne Schteiwüeschti u nes Meer vou Eländ?

Ein Bauer:

I däm Fau Ross, würde ig de scho
die richtige Massnahme ergryfe.

Ein Pferd:

Puur du machsch mir Angscht!
Welli Massnahme meinsch itz?

Ein Bauer:

Gang itz Ross! I säge de de angere,
werum dass de nid da bisch.

Ein Pferd:

Ig nimme no schnäu chly Haber.
U nächär hopp! So schnäu ig cha.
Bis nächär.

Ein Bauer:

Bis nächär.

Das Pferd isst einen Körnerriegel, den es aus der Tasche zieht (Farmer oder Balisto) und geht ab im Galopp.

Der Bauer bleibt allein.

Ein Bauer:

Itz ä Frou. Wenn ig itz äre Frou,
aus chönnt chlage! Wenn ig itz äre Frou
chönnt säge, ig heig Angscht!
We itz ä Frou da wär.
I myne letschte Stunde. Wär weiss.

Stimme:

Aber Froue si itz würklech niä es Thema gsy.

Es ist das Schwein.

Ein Schwein:

U überhoupt: Was hätt si de
scho wöuä mache hiä?
Im Mischt umetschauppe?
Wösch ufhänke?
Bi dere gruusige Cheuti em Morge.
Villech öppe no dir häufe,
dr Kater vo dym schlächte Wy ds kuriere?

Ein Bauer:

Sou, du hesch doch ke Ahnig
vo dene Chreft wo da spyle,
i de Beziehige zwüsche de Gschlächter.

Ein Schwein:

Aber Puur! D Froue hei nid gärn Dicki!
U settegi vom Land o nid.
Lueg doch mau mi a!
My Schmär hautet mir jedi More vom Lyb.
Besser aus ä Schuss us emene Gwehr.
När lueg di doch mau a!
Lueg mau, wie brav du bisch!
Du lasch dr ja aus la gfauä.
U i dene verschwitzte Ungerlybli
gsesch sowieso us wie ne Voguschüchi.
Gloub mrs, Puur!. Punkto Liebe
hei mir ke Schtich, beid zäme nid!

Ein Bauer:

Guet bis em Abe d Sunne ungergeit
fan ig villech mängisch chly a schweisele
u villech bin ig scho chly naiv,
was so die grosse Gheimnis betrifft.
Aber my Bruef, Sou!
Dä isch meh aus nume guet für d Wäut.
Me chönnt sogar säge,
dass ig nid nume Gärtner bi.
Ig bi o no Dichter.

Ein Schwein:

Hesch du en Ahnig Puur!
Hüt gseh d Froue i so eim wie du bisch
auä no Gärtner u Dichter!
Du bättisch zum liebe Gott.
Du redsch mit dr Sunne.
U du schmöcksch nach Schyssdräck.
Uf dr ganze Wäut gits ke einzegi Frou,
wo das ma vrputze!
Bisch de nid scho überau eini ga sueche?
Sogar bis dert abe uf die pazifische Insle?

Ein Bauer:

O dert han ig se nid gfunge.

Ein Schwein:

Gsesch. Du chasch dr ruhig wyter
eine abchrampfe vom Morge bis em Abe,
aber dass de furt muesch,
das isch im Fau todsicher.

Ein Bauer:

Aber ig bi no jung u guet zwäg,
ig gseh o no guet us, dünkt mi.
Was sött itz da ä Frou drgäge ha?
Gäge setig Trümpf?

Ein Schwein:

D Schtadt Puur! D Wyber wei nume no id Schtadt.
D Schtadt het dene totau dr Gring vrdrait.
Die chöme nüm zrügg.
Chasch mr’s ruhig gloube.

Ein Bauer:

Aber die gueti Luft! D Blueme!
U de ds Iimache? Ds Comfimache
i der schöne grosse Chuchi?
Söu das de aus nüt sy?

Ein Schwein:

U die schwäre Wasserchüble fergge?
U dr Mundgruch vom Ma!
U de ds Bluet vomne Chaub uf em Chuchibode?
Dene hey d Müettere nume settigs vrzeut.

Ein Bauer:

Het’s de süsch nüt gäh?

Ein Schwein:

Es het vor auem das gäh.

Ein Bauer:

Was söu me de o mache?

Ein Schwein:

Da gyts nüt me ds mache Puur.

Ein Bauer:

Me chönnt fasch meine, du fingsch es no luschtig.

Ein Schwein:

Ig bys haut gwönnt. Für üs Söii isch ds Vrrecke
a reini Formalität. Nimmsch o nä Schluck?

Ein Bauer:

Schnaps isch sicher nid d Lösig.

Ein Schwein:

Du machsch ne ja. Ä feine Obschtler.
Sötsch o mee drvo nä. Dä schteut uf.

Ein Bauer:

Auso gib.

Er tinkt in einem Zug, stösst dann eine Art Heulen hervor. Aus Wut und Verzweiflung.

Ein Bauer:

Grwaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!

Eine Kuh:

Geit’s no? Öpper isch chrank u würd gärn schlafe.

10. Das Pferd, die Stadt und der Tod

Das Pferd ist allein. Die Bühne gleicht einer Landepiste bei Nacht.

Ein Pferd:

Ig gseh nüt. Früecher het’ s hiä Bürähöf gha.
Schöni Hoschtete u Veeh. Itz isch nüt me da.

Es geht weiter.

Ein Pferd:

Lioba! Lioba! – Nüt.
Da isch niemer me da.

Der Tod:

Wem rüefsch du da Ross?
Mit däm blöde Liedli?

Es ist der aus der Nacht herausgestiegene Tod.

Ein Pferd:

Ig sueche d Puure. Dr Puurestand.
Das ächt Mönschleche weisch ….

Der Tod:

Hie isch niemer me. Auii si i d Schtadt.

Ein Pferd:

De luegt hiä nimmer me zum Härd?
Isch niemmer me da, wo tuet ds Acher fahre?

Der Tod:

Tüsch di nid Ross!
Emene Ort wird scho no pflanzet.

Ein Pferd:

Aber wo de?

Der Tod:

Wyt furt vo da.
Unger angerne Schtärne.
Dert, wo d Mönsche u d Arbeit nüt choschtet,
dert, wo’s nie schneit,
dert, wo d Frücht bsungers saftig sy.

Ein Pferd:

U mit dene Lüt vo da,
was isch de mit dene passiert?

Der Tod:

Vieu vo dene Lüt sy gschtorbe.
Us de angere het’s freii Ungernähmer gäh.

Ein Pferd:

Ungernähmer? Tod, das Wort kennen ig nid.

Der Tod:

Chum mau mit!

Sie gehen an den Rand der Bühne.

Der Tod:

Lueg mau dä Ma dert.
Dä het drei Geisse gha, zwe Öpfuböim
u vom morge bis em Abe
isch es im immer schlächt gange.
Hüt züchtet dä glych Ma Krokodil,
produziert Plastiggchäs u het sogar no Zyt,
Musig ds mache.
Ig würd säge, das isch es öppe
was me unger emene Unternähmer vrscheit.

Ein Pferd:

Ah.

Der Tod:

U lueg mau dä Ross!
Dä dert het nüt angers gmacht aus ds chlage.
U zwar vom Mäntig bis em Sunntig.
Er het sy Schür i nes Hauebad umboue
und macht Lamaschnaps, wo wyt ume berühemt isch.
Däm o, däm sägen ig Unternähmer.

Ein Pferd:

Ah.

Der Tod:

U lueg mau da dr dritt.
Dä lat dr Chlee ds Afrika la wachse.
Em Morge tuet er telefoniere, nächär schlaft er.
Vo so eim sägen ig, är syg Unternähmer.

Ein Pferd:

Aha.

Der Tod:

Nöis erfinde oder schtärbe!
Das isch ds nöiä Gsetz.
Für aus, wo dr Mönsch macht Ross.

Ein Pferd:

U die Ungernähmer, finge die Froue?

Der Tod:

Uf diä schtürze sech d Froue.
Aber buechschtäblech!

Ein Pferd:

My Meischter het sy besseri Häufti leider nie gfunge.

Der Tod:

Für das hät er äbe mau öppis chly müesse angers mache.

Ein Pferd:

Aber chönnt är nid o no öppis erfinde?
Äbe Unternämer wärde? Öppis Nöis erfinde?

Der Tod:

Für das isch es ds schpät, Ross.
Für das muess me ender kämpfe.
Anstatt da ga dr Chuejodu ablah.

Ein Pferd:

Aber Tod, wie genau geit itz das?

Der Tod:

Dr Puur wird liquidiert.
D Tier wärde liquidiert.
Dr Räschte wird o liquidiert.
Das isch aus.

Ein Pferd:

Was du da beschrybsch Tod, das isch ja ä Kataschtrofe!

Der Tod:

Einisch isch fertig Ross.

Der Tod geht ab und lässt das Pferd allein mit dessen Verzweiflung.

Ein Pferd:

Was sägen ig em Puur?
Ig bi doch sy vornämschty Eroberig.
Ig chan im die wahre Dimensione
vo der Kataschtrophe doch gar nid beschrybe.

11.Traum des Bauern

(wird choreografiert)

Der Bauer flirtet mit einer Bäuerin. Traumhafte Szene. Man erkennt den Tod unter ihren einfachen, ländlichen Zügen. Das Pferd zurück aus der Welt tritt am Schluss dieser Szene auf. Es beteiligt sich unter Tränen am Traum des Bauern.

Ein Pferd:

Werum hesch du nid früächer eini gno?

Ein Bauer:

Ig ha haut die Richtegy nie gfunge Ross.

Ein Pferd:

Werum sy dr de diä o auii usem Wäg gange?

Ein Bauer:

Die si haut aschpruchsvouer worde.
Zu dene hey settig wien ig nüm wöuä passe.

Ein Pferd:

Hätsch di de nid ä chly chönnä apasse Puur?
Dyni Maniere chly raffiniere?
Richtig rede? Zum Byschpiu. Wie sech’s ghört.

Ein Bauer:

De wär ig doch nüm mi säuber gsy Ross.
E Ma isch doch wiener isch.

Ein Pferd:

U auii die Agraarprodukt.
Het das würklech aus müesse produziert sy?

Ein Bauer:

Ds Land isch grosszügig. Mir chöi’s doch nid enttüsche.

Ein Pferd:

U de das Biozüg? Die Lehrpuurehöf u die Lehrpfade überau.
Überhoupt au das nöiä Züg?

Ein Bauer:

Das isch de aues schnäu wyder wäg.
Das sy so Fürz. Lang cha das nid guet ga.

Ein Pferd:

Aber überau gloubt me dra.
Für ä Tod isch nume das Zuekunft!

Ein Bauer:

Ross! Vo dr Zuekunft het dr Tod ke blasse Schimmer.

Ein Pferd:

Du weisch das u ig weiss es nid Puur.

Ein Bauer:

Das isch es Ross.
Ig weiss es u du weisch es nid.

Die Frau des Traumes verschwindet.

11. Überall wächst und blüht alles.

Lange vor Sonnenaufgang.
Eine Glocke läutet laut. Der Bauer tritt auf. Er trägt ein Megaphon unter dem Arm. Das Pferd folgt ihm niedergeschlagen. Die anderen kommen eins nach dem andern. Im Pyjama und noch verschlafen.
Der Bauer nimmt das Megaphon zur Hand..

Ein Bauer:

Kamerade! Üses Ross chunnt grad zrügg vomene Bsuech i d Wäut use.
Es bringt üs gueti Nachrichte: Überau gyts Wachstum u herrscht Wouschtand.
Gäu, das isch es doch, was de hesch gseh? Oder Ross?

Ein Pferd:

Das isch es, was ig ha gseh Puur.
Wachstum u Wouschtand überau.

Ein Bauer:

Heit dr ghört? Überau Wachstum u Wouschtand!
Dr Tod het auso gloge.
Dr hütig Tag isch ä ganz normale Tag.
Das wo isch, isch guet äso.
U das wo guet isch, blybt o guet.
So isch das.
Es lebe die Landwirtschaft!

Alle: (ausser dem Schwein)

Es lebe die Landwirtschaft!

Eine Kuh:

Merci, Ross, merci für dä wunderbar Bricht.
Ig ha so Angscht gha um üs, um üses schöne Läbe,
um d Miuch, won ig so gärn gseh i d Mäuchtere schprütze.
Mir läbe auso wyter.
Mir produziere wyter.
Es geit wyter!

Sie beginnt sich zu ereifern. Die andern beobachten sie beunruhigt.

Eine Kuh:

Isch das schön, ä Chue dörfe ds sy.
Isch das schön, by öich für öppis dörfe guet sy.
Isch das schön, uf em Land dörfe ds läbe,
umgäh vo Fründe so zmitts i de Blueme!
Guet, da isch o no das Chopfweh!
Wo da inne a eim chätschet.
Das het mr scho mänge Schtrich dür d Rächnig gmacht.
Aber eigentlech sy das ja chlyni Problem.
Ig gniesses trotzdäm, dörfe hie ds sy.
U ig chann ech säge, liebi Fründe,
ig ha Fröid ä jedem Momänt,
won ig mit öich zäme uf dr Weid darf sy.

Ein Baum:

Du redsch ja wie ne Dichter Chuä.
Es schtimmt scho, dass mir hey Angscht gha.
Es schtimmt, dass es plötzlech het usgseh,
wie wen ig sött müesse dra gloube….

Eine Kuh:

Isch das Läbe nid schön Sou?

Es grunzt.

Eine Kuh:

Isch das Läbe nid schön Ross?

Ein Pferd: (gezwungen)

Es isch wunderbar Chue.

Eine Kuh:

Isch das Läbe nid schön Boum?

Ein Baum:

Es isch es Glück Chue.
Es einzigs grosses Gschänk.

Eine Kuh:

Isch das Läbe nid schön liebe Puur, liebe Fründ u Meischter?

Ein Bauer:

Aber sicher Chuä! Ds Läbe isch verflüemmeret schön!

Eine Kuh:

Auso de heimer enang doch gärn u tüemer doch
schön weide zäme bis dass d Sunne ungergeit.

Sie bricht schluchzend in Tränen aus.

Ein Bauer:

Aber Chuä. Aber, aber.

Ein Schwein:

Es isch haut gar e Sensibli.
Mit sonere dünne Hut.

Ein Bauer:

Gäbet ere e Naselumpe.
Dr Schnuder tropfet ere us dr Nase.

Eine Kuh:

Ig ha öppis, isch scho guet.
Müesst mi entschuldige.

Sie zeigt ein kleines Damentaschentüchlein und schneuzt sich.

Eine Kuh:

Ig weiss o nid, was mit mir los isch.

Ein Bauer:

Du bisch öppe chly müed, gäu?

Ein Pferd:

Das gyt’s haut mängisch,
dass me nüm so mah.

Ein Schwein:

So glücklech gsesch du ja o nid us Ross.
Isch doch nüt Schlimms passiert ungerwägs, oder?

Ein Pferd:

Nei, nüt Sou.
Das sy nume myni müede Bei.

Ein Bauer:

Das geit o vrby Ross. D Houptsach isch,
mir si üsi gröschti Sorg los: D Puure sy nid tod.
D Puure sy am Läbe, d Puure überläbe u überläbe geng.

13. Der Tod der Kuh

Sie haben die Kuh beim Platz des Pferdes angebunden. Sie arbeiten. Plötzlich bricht die Kuh zusammen.
Alle zu ihr.

Ein Bauer:

Was isch los Chuä?

Eine Kuh:

Ich weiss o nid Puur.
Es dräit sech aus.

Ein Schwein:

Das mau isch de fertig.

Ein Bauer:

Sou hör uf! Du gisch üs ja no grad dr Räschte.

Ein Baum:

Me darf d Hoffnig niä ufgäh.
Me darf d Hoffnig niä ganz ufgäh.

Eine Kuh:

Ig gschpüre, wie’s ds Änd geit, Puur.

Ein Pferd:

Si gschpürt, wie’s ds Änd geit Puur.

Ein Bauer:

Gang no nid Chuä! No nid!

Ein Schwein:

Das mau isch fertig.
Das isch ganz klar.

Ein Bauer:

Schwyg Sou. Nüt isch fertig.

Eine Kuh:

Es geit ds Änd Puur. Ig cha mache,
was ig wott, es geit glych ds Änd.

Ein Pferd:

Si gschpürt, wie’s ds Änd geit Puur.

Ein Bauer:

Gang no nid Chuä! No nid itz.

Eine Kuh:

Es isch schtercher aus ig Puur. Ig gange.

Ein Schwein:

Das Dräckzüg vo Bovine spongiforme Enzephalitis.

Ein Bauer:

Gieng’s nid ohni Schprüch du gschydi Sou!

Ein Pferd:

Chönntsch is nid vrschone mit dyni Wysheite?

Eine Kuh:

Aber um Gott’s Wille, tüät nid zangge.
Nid a mym Schtärbebett.
Puur, dörft ig di um ene Gfaue bitte?

Ein Bauer:

Frag nume Chuä!
Die Wunsch söu erfüllt wärde.

Eine Kuh:

I würdi gärn kremiert wärde Puur,
lieber kremiert aus ufgfrässe.
Ig wett nid,
dass öpper wäge mym Chnochemark chrank wird,
vrstöht dr Puur?
We wäge mir es Ching chrank würdi.
Ig dörfti doch nüm i Schpiegu luege.

Ein Bauer:

Was du wosch. So wird’ gmacht.
Du wirsch de kremiert.
Aber gang no nid vonis, nid itz.
Es isch no ds früä.

Ein Pferd:

Du bisch no jung Chuä,
du bisch no ä jungi Chuä.

Ein Schwein:

Das isch das sponigforme Enzephalitis Ross.
I wellere Schprach söu me drs de säge?

Ein Bauer:

Hör isch itz uf Sou!
Dyni Schprüch bringe gar nüt.

Eine Kuh:

Puur ig gah! Ig schtirbe.

Ein Pferd:

Si schtirbt Puur…

Ein Schwein:

Ghöret er’s? Si seit si schtärbi.

Ein Bauer:

No nid Chuä, um Himmus Gott’s Wiuä.
No nid, mir bruuche di no, di Miuch und di Gseuschaft….

Eine Kuh:

Ig schtyrbe myni Fründe, adieu.

Alle:

Adieu Chuä.

Tränen. Schluchzen.

Ein Bauer:

Wett öpper öppis säge?

Ein Baum:

Es Gedicht!
Ig improvisiere es Gedicht.

Er konzentriert sich einen Moment.

Ein Baum:

Ä Chuä. Ä Chuä. Nume ä Chuä.
Aber was für ne Chuä Chuä.
Miuch, Dünger, Hörner u so nes Uter.
D Scheide gäng da für ä Igryff vom Mönsch.
Täglech eifach so äs Gschänk.
Das Oug, wo immer luegt.
Ds Chaub immer im Oug.
Chuä. Chuä. Chuä.