Ruetli BriefmarkeFischer Ruodi:

Mach hurtig, Jenni. Zieh die Naue ein.
Der Sturm wird da sein, eh wir’s denken.

Hirte Kuoni:

Frisch, Fährmann schaff den Biedermann hinüber!

Fischer Ruodi:

Geht nicht.

Kuoni:

Dem nächsten muss man helfen.

Tell:

Wo’s not tut Fährmann, lässt sich alles wagen.

Fischer Ruodi:

Wann wird der Retter kommen diesem Land?

Gertrud die Stauffacherin:

Magst du ein redlich Wort von mir vernehmen?
Der kluge Mann baut vor.

Stauffacher:

Wir Männer können tapfer fechtend sterben.
Welch Schicksal aber wird das Eure sein?

Tell:

Was Hände bauten, können Hände stürzen.
Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht.
Dem Friedlichen gewährt man gern den Frieden.
Beim Schiffbruch hilft der einzelne sich leichter.

Stauffacher:

So kalt verlasst Ihr die gemeine Sache?

Tell:

Es soll an mir nicht fehlen.

Gesell:

Der Schieferdecker ist vom Dach gestürzt.

Berta(stürzt herein):

Rettet, hier ist Gold.

Meister:

Mit eurem Golde – alles ist Euch feil um Gold.

Melchtal:

Und meiner selbst nicht Herr, schlug ich den Boten.

Walter Fürst:

Wie soll die rasche Jugend sich bezähmen?
Ein Grab der Freitheit ist’s.

Stauffacher:

Auch drüben untem Wald geht Schweres vor.

Melchtal:

Wozu lernten wir die Armbrust spannen?

Stauffacher:

So sei’s. Jetzt reicht mir Eure biedere Rechte,
reicht mir Eure her,
so wollen wir drei Länder auch zusammenstehen.

Rudenz:

Den Kaiser will man zum Herrn,
um keinen Herrn zu haben.

Attinghausen:

Lern dieses Volk der Hirten kennen Knabe!

Melchtal:

Glühend Rachegefühl hab’ ich gesogen.

Stauffacher:

Sprich nicht von Rache. Wir können
in unseren Bergen auch des Reichs entbehren.

Walter Fürst:

Von unseren Vätern, wollen wir bewahren,
nicht ungezügelt nach dem Neuen greifen.
Dem Kaiser bleibe, was des Kaisers ist.

Pfarrer Rösselmann:

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern.
In keiner Not uns trennen und Gefahr.

Walter (Tells Knabe):

Der Strang ist entzwei. Mach mir ihn Vater!

Tell:

Ich nicht. Ein rechter Schütze hilft sich selbst.
Früh übt sich, was ein Meister werden will.
Wer durchs Leben sich frisch will schlagen,
muss zu Schutz und Trotz gerüstet sein.
Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.
Wer gar zuviel bedenkt, wird wenig leisten.
Und neben uns der Abgrund.

Berta:

Ist der Schweizer frei, so bin auch ich’s.

Söldner Friesshart:

Wir passen auf umsonst.

Söldner Leuthold:

Nur schlecht Gesindel lässt sich sehen und schwingt
Uns zum Verdriesse die zerlumpten Mützen.
Die Reverenz zu machen einem Hut,
Es ist doch traun ein närrischer Befehl.

Friesshart:

Warum nicht einen leeren, hohlen Hut?
Bückst Du Dich doch vor manchem hohlen Schädel.

Walter:

Ei Vater, sieh den Hut dort auf de Stange.

Tell:

Was kümmert uns der Hut?
Komm lass uns gehen.

Friesshart:

In des Kaisers Namen!
Haltet an und steht!

Tell:

Was wollt ihr?
Warum haltet Ihr mich auf?

Leuthold:

Ihr habt dem Hut nicht die Reverenz bewiesen.

Rudolf der Harras,Gesslers Stallmeister:

Platz, Platz dem Landvogt!

Gessler:

Was läuft das Volk zusammen?

Tell:

Verzeih mir lieber Herr!
Aus Unbedacht, wär ich besonnen,
hiess ich nicht der Tell.

Gessler:

Ans Werk! Gefährlich ist’s, ein Mordgewhr zu tragen.
Und auf den Schützen springt der Pfeil zurück.

Rudenz:

Allzu straff gespannt zerspringt der Bogen.

Gessler:

Er hat geschossen? Wie? Der Rasende!
Tell, höre! Du stecktest noch einen zweiten Pfeil zu dir
– was meintest du damit?

Tell:

Mit diesem zweiten Pfeil durchschoss ich – Euch.

Fischer:

Der Arm, der retten sollte, ist gefesselt!

Hedwig:

Was könnt ihr schaffen ohne ihn?

Knabe:

Wart ihr nicht dort auf dem Schifff gefangen und gebunden?

Tell:

Und wie ich ein Felsenriff gewahre,
Das abgeplattet vorsprang in den See….

Fischer:

Er führt’s zum Ziel, was er auch unternommen.

Melchtal:

Am gleichen Tage werden alle drei Waldstätte sich erheben.

Attinghausen:

Auf diesem Haupte, wo der Apfel lag,
Wird euch die neue bessre Freiheit grünen.
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.
Seid einig – einig – einig!

Rudenz:

Ein Schweizer bin ich,
und will es sein
Von ganzer Seele.

Melchtal:

Es bringt die Zeit ein anderes Gesetz.

Tell:

Durch diese hohle Gasse muss er kommen.
Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele setzte,
der kann auch treffen in das Herz des Feinds.
Dem Schwachen ist sein Stachel auch gegeben.
Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben,
wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.

Friesshart:

Man fahre aus dem Weg!
Der Landvogt kommt dicht hinter mir geritten.

Gessler:

Das ist Tells Geschoss.

Tell:

Du kennst den Schützen, suche keinen anderen!

© BPS 2005